Sinn und Zweck: “Licht fischen” nach Nerudas Zeile:
“wenn es aber so ist, daß der Tag in die Nacht fällt, genügt es, sich an den Rand des dunklen Lochs zu setzen und Licht zu fischen mit Geduld ”

Was uns treibt, und was zunehmend wegrutscht, ist die Motivation zu leben. Wir können nicht mehr so tun als sei das Leben allein in seiner derzeitigen Gestalt und industriell-politischen Beschädigung Anlaß zur Motivation.

Faktorey ist ein weit angelegter Versuch, in uns selbst die Kraft und mit anderen zusammen den Verstand zu finden, und gemeinsam Licht fischen zu gehen.

Das Publikum, wir, sind eingeteilt nach Bildung, Mediennutzung und Gegenstand von Werbemaßnahmen und -Feldzügen. Dies wird offeriert in einem Klima des allgemeinen Optimismus. Unsere Einnahmen erzwingen die Differenz zu
Not, Angst, Schuldgefühlen, realenSchulden als Versagen vor dem allgemeinen Optimismus. Die Faktorey stellt die Frage nach der Unmittelbarkeit der Erfahrung des Selbst und des Anderen.
Ihr erster Schritt ist die Suche nach einer Form der Geistesgegenwart: denn Optimismus hat keine Gegenwart, die Not schon, der Geist fehlt beiden. Die Motivation hat als ersten Gegenstand den Körper. Ist er gefangen in Not, Angst, Schnaps oder Horse, gilt als Kampfziel ledigllich die Befreiung davon. Schnaps und Horse kann man vergessen, Not nicht. Sie sind Not-Helfer:
man ruft den Körper als Leidens- und Glücks- und Gegenwartsstation gegen die Not. So einfach ist das.
Wir rufen den Körper als Gegenwärtigen, als ErfahrungsOrt von Liebe, Glück,Tempo, Farben, als Tanzenden. Wir rufen die Überschneidungen, die Cluster, die Ströme unserer Gefühle, ihre Sounds und Malgründe, ihre Fische und Vögel, um dem Zwang der Not diese andere Gegenwart zu zeigen - und die Not darin aufzulösen: den überflüsigen Teil, der zu nichts taugt als uns gefügig zu machen, um dem Optimismus zu entsprechen, der von den Werbewänden grinst und Umsatz erzwingt, weil er unseren Träumen abgesaugt wurde als letztes Zerfallsprodukt der Hoffnung, die einst gerichtet war auf den Garten für Menschen statt auf das Paradies für Tote, zersetzt von der Geldsäure, von Gier, Ekel, Betrug im Auftrag von Elitenstrukturen und ihrem Zynismus.

Wir bauen den neuen Traum, den nicht umsatz-orientierbaren, den getanzten. Rückzug zu Meer und Himmel. Der letzte große Rückzug nannte sich Fortschritt und meinte, es gäbe die Möglichkeit der Volksaufklärung, unter anderem mittels öffentlicher Meinung und der allseits bewunderten Reationalität, die ja auch die Treibriemen rechnete, die Maschinen-Motivierer.

Millionen Toten des XX.Jahrhunderts und die, die man jetzt schon wieder ankündigt aus gods own country, sind gestorben, weil man die Gegenwart nicht begriff, sondern Vergangenheit oder Zukunft durchsetzen wollte, Körper nicht achtete, Menschen verachtete.
Philosophen haben jetzt begriffen, daß man hinsehen muß, den wunderbaren, so verwundbaren Menschen lieben, damit man ihn nicht aus eigener Dummheit und um irgendwelchen Herrschaftsstrukturen zu gehorchen zum Mörder und zum Opfer macht. Systeme sind Massenmörder, sobald man ihnen Feinde präpariert.
Licht fischen mit Geduld. Sinne öffnen. Auch und vor allem die Sinne, die Menschen untereinander haben, nicht nur für sich allein. Und nicht nur die Fußball- und Hinrichtungssinne, nicht nur die Marschierer, die ihre Selbstbe-
stimmung aufgeben.


“wenn der Tag in die Nacht fällt”